Cloud Gaming: Chancen, Herausforderungen und Kosten

Cloud Gaming – die Möglichkeit, auf jedem beliebigen Gerät unabhängig von dessen Leistung Videospiele zu spielen oder rechenintensive Software zu nutzen – klingt zunächst nach einer verlockenden Idee. Einer der Pioniere auf diesem Gebiet war shadow.tech, gefolgt von Nvidia und vielen weiteren Anbietern. Schon früh war ich dabei. Während meiner Berufsausbildung konnte ich mir keinen leistungsstarken Rechner leisten, aber die damals 20 Euro monatlich für einen Cloud-PC waren für mich erschwinglich. Die Freude war groß, als ich endlich Zugang zu meinem Shadow-PC erhielt – damals musste man teilweise noch mehrere Wochen auf seinen Zugang warten.

Doch die anfängliche Euphorie wich schnell einer gewissen Ernüchterung. Zwar bekam man tatsächlich seinen eigenen PC in der Cloud mit beeindruckender Rechenleistung, doch es gab eine spürbare Latenz bei Tastaturanschlägen und Mausbewegungen. Für Strategiespiele oder vielleicht auch Rennspiele war diese Verzögerung noch halbwegs zu verkraften, da man sich mit der Zeit etwas daran gewöhnen konnte. Doch für kompetitive Spiele, bei denen Präzision und schnelle Reaktionszeiten entscheidend sind, war das Erlebnis frustrierend. Zudem war die Shadow-Software damals noch recht instabil und fehleranfällig, was mein Spielerlebnis weiter beeinträchtigte. Schließlich gab ich das Experiment auf und ließ das Spielen von Videospielen ganz.

Vor etwa zwei Jahren entschloss ich mich, Geforce Now zu testen – einen weiteren Cloud-Gaming-Dienst. Der entscheidende Unterschied zu Shadow besteht darin, dass man bei Geforce Now keinen virtuellen PC erhält, sondern direkt die Spiele gestreamt werden. Man ist also auf die Spielebibliothek von Nvidia angewiesen. Technisch funktionierte Geforce Now deutlich besser, was sicherlich auch daran lag, dass sich die Technologie und die Rechenleistung in den vergangenen Jahren weiterentwickelt hatten. Allerdings empfand ich die Auswahl der verfügbaren Spiele als zu begrenzt, und viele meiner Lieblingsspiele waren schlichtweg nicht spielbar. Daher entschied ich mich, auch dieses Abonnement wieder zu kündigen.

Vor einigen Wochen hatte ich wieder etwas mehr Zeit und beschloss, Shadow noch eine zweite Chance zu geben – eine Plattform, die in der Zwischenzeit sogar Insolvenz anmelden musste. Vieles hat sich seitdem verändert: Die Weboberfläche präsentiert sich in einem modernen Design, die Bereitstellungszeit hat sich von mehreren Wochen auf nur wenige Minuten verkürzt, und die Software läuft insgesamt stabiler und flüssiger. Doch eines ist geblieben – die Latenz. Diese Verzögerung ist auch wenig überraschend, da es technisch bedingt einfach Zeit benötigt, bis das Bild vom Cloud-PC auf meinem Gerät ankommt.

Die Funktionsweise von Cloud Gaming basiert darauf, dass die gesamte Rechenleistung für das Spiel in einem Rechenzentrum stattfindet und nicht auf dem Endgerät des Nutzers. Das bedeutet, dass das Spiel auf einem leistungsstarken Server in der Cloud läuft. Der Server berechnet in Echtzeit das Spielgeschehen, rendert die Grafiken und sendet das fertige Bild über das Internet als Videostream an das Gerät des Spielers. Gleichzeitig werden die Eingaben des Spielers – wie Mausbewegungen, Tastaturanschläge oder Controller-Aktionen – von dessen Gerät an den Server gesendet. Diese Eingaben müssen dann in der Cloud verarbeitet und die entsprechende Reaktion zurück an den Spieler gesendet werden.

Der entscheidende Faktor für das Spielerlebnis ist dabei die sogenannte Latenz, also die Zeit, die vergeht, bis die Eingaben des Spielers in der Cloud verarbeitet werden und die entsprechende Reaktion auf dem Bildschirm erscheint. Diese Verzögerung entsteht durch die physikalischen Grenzen der Datenübertragung: Das Signal muss vom Spielergerät zum Rechenzentrum und zurück wandern. Je nach Standort des Rechenzentrums und der Qualität der Internetverbindung können diese Verzögerungen variieren, doch selbst unter optimalen Bedingungen bleiben immer einige Millisekunden. Diese Latenz ist der Grund, warum Cloud Gaming in bestimmten Genres – wie etwa kompetitiven Shootern oder Action-Spielen, die extrem schnelle Reaktionen erfordern – weiterhin Nachteile mit sich bringt. Selbst eine minimale Verzögerung kann das Spielerlebnis beeinflussen und in manchen Fällen entscheidend sein.

Neben der technischen Hürde gibt es auch finanzielle Aspekte, die es zu berücksichtigen gilt. Die Preise für Shadow sind inzwischen immens gestiegen. Wo früher ein monatliches Abo für etwa 20 Euro verfügbar war, liegen die Kosten nun deutlich höher. Abhängig von der gewünschten Konfiguration können die Preise mittlerweile von 10 bis 55 Euro im Monat liegen. Damit ist Shadow deutlich teurer geworden und die Kostenfrage wird für viele Nutzer zur entscheidenden Hürde. Die gestiegenen Preise könnten viele potenzielle Nutzer abschrecken, die einfach nach einer kostengünstigen Alternative zu einem eigenen Gaming-PC suchen.

Die hohen Preise in Kombination mit den verbleibenden technischen Einschränkungen werfen die Frage auf, ob Cloud Gaming tatsächlich eine wirtschaftlich sinnvolle Lösung für den durchschnittlichen Spieler ist. Zwar ermöglicht es Zugang zu leistungsstarken Rechnern ohne hohe Anschaffungskosten, doch die monatlichen Gebühren summieren sich schnell, insbesondere wenn man bedenkt, dass man bei vielen Cloud-Gaming-Diensten zusätzlich noch die Spiele selbst kaufen muss.

So bleibt abzuwarten, ob Cloud Gaming sich trotz der Preisanstiege und der technischen Hürden weiter durchsetzen wird – oder ob es eine Nischenlösung bleibt, die hauptsächlich für bestimmte Nutzergruppen und Anwendungsfälle attraktiv ist. Für mich persönlich bleibt das Thema interessant, doch die immensen Kosten und die weiterhin vorhandene Latenz lassen mich zögern, dauerhaft auf diesen Ansatz zu setzen.
Gerade bei den monatlichen Kosten hat sich die Anschaffung eines eigenen leistungsstarken PCs bereits nach knapp 2 Jahren amortisiert.

🤞 1x pro Monat unsere News, Tipps und Tutorials gebündelt direkt in dein Postfach!

Wir senden keinen Spam! Erfahre mehr in unserer Datenschutzerklärung.


Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.